created: 16.11.2024 | [updated](https://git.jochen-hanisch.de/jochen-hanisch/research): 8.8.2025 | [published](https://zenodo.org/records/15383476) | [Austausch](https://lernen.jochen-hanisch.de/course/view.php?id=4) | [[Hinweise]] **Disjunkte Lernort-Evaluation: Ein methodischer Ansatz zur Lernort-Bewertung** # Einleitung Die Disjunkte Lernort-Evaluation ist ein methodischer Ansatz, der Lernorte in kooperativen Bildungssystemen unabhängig voneinander bewertet. Dieser Ansatz beruht auf der Annahme, dass Lernorte strukturell und funktional getrennt agieren und daher unabhängig voneinander analysiert werden können. Eine solche Bewertung ermöglicht eine differenzierte Betrachtung der Qualität und Effektivität jedes einzelnen Lernortes, ohne Annahmen über potenzielle Wechselwirkungen zwischen ihnen zu treffen. Dieser Ansatz findet Anwendung in Ausbildungssystemen, die mehrere Lernorte umfassen, wie beispielsweise das duale System in Deutschland. Lernorte wie Schulen, Lehrrettungswachen oder Krankenhäuser vermitteln jeweils unterschiedliche Inhalte und nutzen verschiedene Methoden. Durch die Disjunkte Lernort-Evaluation können spezifische Stärken und Schwächen der einzelnen Lernorte identifiziert werden, ohne dass die Ergebnisse durch Interdependenzen verzerrt werden. Das zentrale Erkenntnisinteresse der Disjunkten Lernort-Evaluation besteht in der Entwicklung eines Modells, das die individuelle Bewertung und Optimierung jedes Lernortes ermöglicht. Dabei werden förderliche und schädliche Wirkungen einzelner Lernorte auf das Gesamtsystem quantifiziert. Der Ansatz liefert darüber hinaus eine Grundlage für Prognosen, die zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten der Lernorte abbilden. Die theoretische Grundlage dieses Ansatzes liegt in der Bildungstheorie sowie der Systemtheorie. Wesentliche Elemente sind die Annahme von Systemunabhängigkeit und die Operationalisierung von zuvor definierten Bewertungskriterien. Diese Kriterien dienen als Basis für die Bewertung von Qualität und Effektivität. Im weiteren Verlauf werden der Begriff definiert, seine Herleitung aus verschiedenen Perspektiven erläutert, relevante Folgerungen dargestellt und abschließend kritische Überlegungen eingebracht. # 1 Definition Die Disjunkte Lernort-Evaluation beschreibt einen methodischen Ansatz, der die unabhängige Bewertung von Lernorten in kooperativen Bildungssystemen ermöglicht. Sie dient der Analyse von Orten wie Schulen, Lehrrettungswachen oder Krankenhäusern, die als eigenständige Einheiten betrachtet werden. Die Methode berücksichtigt keine Wechselwirkungen oder Interdependenzen zwischen den Lernorten und basiert auf der getrennten Untersuchung spezifischer Qualitäts- und Effektivitätskriterien. Ein zentrales Merkmal der Disjunkten Lernort-Evaluation ist die Annahme der Disjunktivität. Lernorte agieren in diesem Modell unabhängig voneinander, wodurch eine getrennte Analyse der Stärken und Schwächen möglich wird. Die Methode verwendet definierte Bewertungsmetriken, die individuell auf die Eigenschaften der Lernorte abgestimmt sind. Diese Kriterien werden durch eine multiplikative Bewertungsmethodik miteinander kombiniert, um die Gesamtergebnisse präzise darzustellen. Das Ziel der Disjunkten Lernort-Evaluation liegt in der Identifikation der individuellen Stärken und Schwächen der Lernorte. Durch die klare Trennung der Bewertung wird verhindert, dass Interdependenzen die Ergebnisse beeinflussen. Auf diese Weise können gezielte Maßnahmen zur Qualitätssteigerung entwickelt werden, die spezifisch auf die Bedürfnisse eines einzelnen Lernortes eingehen. Der Begriff findet insbesondere in kooperativen Ausbildungssystemen Anwendung, wie sie beispielsweise im dualen Ausbildungssystem zu finden sind. In diesen Systemen verfolgen Lernorte unterschiedliche Aufgaben und Ziele, die durch die Disjunkte Lernort-Evaluation unabhängig voneinander bewertet werden können. Diese Herangehensweise ermöglicht, sowohl förderliche als auch schädliche Wirkungen einzelner Lernorte zu quantifizieren und ihre Relevanz im Gesamtsystem zu bewerten (Dehnbostel, 2020; Löwenstein, 2023). # 2 Herleitung Die Disjunkte Lernort-Evaluation wurde entwickelt, um die Qualität und Effektivität von Lernorten in kooperativen Ausbildungssystemen unabhängig voneinander bewerten zu können. Dieser methodische Ansatz entstand aus der Notwendigkeit, die Besonderheiten einzelner Lernorte herauszustellen und deren individuellen Einfluss auf die Gesamtausbildung präzise zu analysieren. Insbesondere die Annahme, dass Lernorte wie Schulen, Lehrrettungswachen oder Krankenhäuser unterschiedliche Aufgaben und Funktionen erfüllen, bildet die Grundlage für die disjunkte Betrachtung. Die Methode beruht auf der Erkenntnis, dass viele bestehende Bewertungsansätze potenzielle Interdependenzen zwischen den Lernorten voraussetzen. Diese Annahme führt jedoch dazu, dass die Ergebnisse durch Wechselwirkungen verfälscht werden können, die in der Praxis möglicherweise nicht vorhanden sind. Die Disjunkte Lernort-Evaluation verfolgt einen anderen Ansatz, indem sie Lernorte als separate Einheiten betrachtet und deren Qualität unabhängig voneinander misst. Die Herleitung der Disjunkten Lernort-Evaluation umfasst drei zentrale Perspektiven: eine bildungstheoretische, eine systemtheoretische und eine methodologische Perspektive. Jede dieser Perspektiven liefert wesentliche theoretische und praktische Grundlagen, um die Notwendigkeit und die Funktionsweise der Methode zu verstehen. Während die bildungstheoretische Perspektive die unterschiedlichen Rollen der Lernorte hervorhebt, betont die systemtheoretische Sichtweise deren Eigenlogik und Unabhängigkeit. Die methodologische Perspektive schließlich definiert die Bewertungsmetriken und die mathematischen Grundlagen, die es ermöglichen, die Ergebnisse der einzelnen Lernorte zu isolieren und in Beziehung zu setzen. Die Disjunkte Lernort-Evaluation soll insbesondere in kooperativen Ausbildungssystemen als nützlich angesehen werden, in denen Lernorte unterschiedliche Inhalte und Schwerpunkte aufweisen. Sie ermöglicht eine detaillierte Analyse der Stärken und Schwächen jedes Lernortes, ohne die Gesamtdynamik des Systems durch Annahmen über potenzielle Interaktionen zu verfälschen. Diese differenzierte Betrachtung schafft die Grundlage für eine gezielte Qualitätsentwicklung und eröffnet Möglichkeiten für die Prognose und Steuerung von Bildungsprozessen. ## 2.1 Bildungstheoretische Perspektive Die Disjunkte Lernort-Evaluation basiert aus bildungstheoretischer Sicht auf der Erkenntnis, dass Lernorte wie Schulen, Lehrrettungswachen und Krankenhäuser spezifische Rollen und Aufgaben innerhalb eines kooperativen Ausbildungssystems erfüllen. Während Schulen auf die systematische Vermittlung theoretischer Grundlagen abzielen, konzentrieren sich Lehrrettungswachen auf praxisorientiertes Lernen, das handlungsbezogene Kompetenzen und situative Entscheidungsfähigkeit fördert. Krankenhäuser hingegen bieten eine authentische Arbeitsumgebung, in der Lernende praxisnahe medizinische und pflegerische Fertigkeiten erwerben. Eine differenzierte Bewertung der Lernorte wird notwendig, da jeder Lernort unterschiedliche Anforderungen, Zielsetzungen und Methoden mitbringt. Die disjunkte Betrachtung stellt sicher, dass Lernorte nicht durch potenzielle Wechselwirkungen oder Interdependenzen in ihrer Bewertung beeinflusst werden. Dehnbostel (2020) hebt hervor, dass die Qualität eines Lernortes primär von dessen internen Prozessen, Ressourcen und institutionellen Rahmenbedingungen abhängt. Durch diese Perspektive wird eine präzisere Zuordnung von Stärken und Schwächen möglich, die als Grundlage für gezielte Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung dient. ### 2.1.1 Gewichtung Die Gewichtung der Lernorte in der Disjunkten Lernort-Evaluation erfolgt auf Basis ihres zeitlichen Anteils an der gesamten Ausbildungszeit. Dieser Ansatz erlaubt eine objektive Bestimmung der Relevanz jedes Lernortes im Gesamtkontext. Ein Beispiel aus dem dualen Ausbildungssystem zeigt, dass die Lehrrettungswache 49,68 % der Gesamtzeit ausmacht, während die Schule einen Anteil von 34,95 % und das Krankenhaus 15,37 % der Ausbildungszeit einnimmt. Die zeitliche Verteilung wird als Indikator für die Intensität und den Einfluss eines Lernortes auf die Gesamtausbildung herangezogen. Diese Gewichtung bildet die Grundlage für die multiplikative Methodik der Disjunkten Lernort-Evaluation. Löwenstein (2023) argumentiert, dass die zeitliche Gewichtung den Beitrag eines Lernortes proportional zu dessen Bedeutung darstellt. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Bewertung die tatsächliche Ausbildungsrealität widerspiegelt. Die zeitliche Gewichtung zeigt exemplarisch, wie ein starker Einfluss eines Lernortes das Gesamtergebnis der Ausbildung prägen kann. Ein Lernort mit einer hohen Gewichtung, wie die Lehrrettungswache, trägt somit stärker zur Qualität des Gesamtsystems bei, während ein Lernort mit einer niedrigeren Gewichtung, wie das Krankenhaus, eine geringere Rolle spielt. Diese Grundlage ermöglicht eine transparente und nachvollziehbare Integration der Ergebnisse in die Gesamtauswertung. ### 2.1.2 Operationalisierung Die Operationalisierung der Kriterien ist ein wesentlicher Bestandteil der Disjunkten Lernort-Evaluation. Sie definiert, wie die sechs zentralen Bewertungsfaktoren konkret gemessen und bewertet werden können. Im Folgenden werden die Kriterien nicht nur beschrieben, sondern auch ausführlich hergeleitet und begründet. #### 1. Zeitanteil der Anleitung - **Definition**: Anteil der Ausbildungszeit, in der die Lernenden aktiv angeleitet werden. - **Operationalisierung**: - Neutraler Wert ($0$): 10 % der Ausbildungszeit. - Förderlich ($+1$): Mehr als 20 % Anleitung. - Schädlich ($-1$): Weniger als 5 % Anleitung. **Herleitung und Begründung**: Der Zeitanteil der Anleitung ist ein zentraler Faktor für die Qualität der Ausbildung. Studien zeigen, dass ein Mindestmaß an Betreuung und Anleitung notwendig ist, um Kompetenzen effektiv zu entwickeln (Dehnbostel, 2020). Ein Zeitanteil von 10 % entspricht dabei den gesetzlichen Mindestanforderungen, weshalb er als neutraler Wert definiert wurde. Förderliche Wirkungen werden erzielt, wenn Lernende durch intensivere Anleitung mehr Gelegenheit erhalten, Fragen zu stellen, Rückmeldungen zu bekommen und sich praktisch auszuprobieren. Umgekehrt führt ein zu geringer Zeitanteil (< 5 %) dazu, dass Lernende auf sich selbst gestellt bleiben und die Ausbildung als unstrukturiert wahrnehmen, was langfristig zu schlechteren Ergebnissen führt (Löwenstein, 2023). #### 2. Qualität der Anleitung - **Definition**: Die methodische und fachliche Kompetenz der Praxisanleitenden oder Lehrenden. - **Operationalisierung**: - Neutraler Wert ($0$): Standardisierte Qualität entsprechend der Vorgaben. - Förderlich ($+1$): Innovative oder exzellent umgesetzte didaktische Methoden. - Schädlich ($-1$): Fehlende fachliche oder methodische Kompetenz. **Herleitung und Begründung**: Die Qualität der Anleitung ist entscheidend dafür, wie effektiv Lerninhalte vermittelt werden. Nach Luhmanns Systemtheorie (1995) hängt die Funktionalität eines Systems von der Qualität der Kommunikation ab. Praxisanleitende sind die Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis, weshalb ihre didaktischen und fachlichen Kompetenzen direkt die Ausbildungsqualität beeinflussen. Förderlich wirken sich innovative Methoden aus, die den Lernprozess anregen und adaptiv auf die Bedürfnisse der Lernenden eingehen (Schneider, 2019). Mangelnde Qualität hingegen führt zu Unsicherheiten und einem Rückgang der Lernmotivation, wodurch langfristig auch das Gesamtergebnis des Systems geschwächt wird. #### 3. Kontinuität der Anleitung - **Definition**: Konsistenz und Verlässlichkeit der Anleitung über die Ausbildungszeit hinweg. - **Operationalisierung**: - Neutraler Wert ($0$): Anleitung durchgehend vorhanden, jedoch schwankende Qualität. - Förderlich ($+1$): Stetige Anleitung durch dieselben qualifizierten Personen. - Schädlich ($-1$): Unterbrechungen oder häufige Wechsel der Anleitungspersonen. **Herleitung und Begründung**: Kontinuität in der Anleitung ist ein entscheidender Faktor für den Aufbau einer stabilen Lernumgebung. Laut Dehnbostel (2020) fördern stabile Betreuungsverhältnisse die Bindung zwischen Lernenden und Lehrenden, was das Vertrauen und die Bereitschaft zum Lernen erhöht. Häufige Wechsel oder Unterbrechungen, wie sie etwa durch unzureichend geplante Dienstpläne entstehen, können dazu führen, dass Lernende sich orientierungslos fühlen und weniger effektiv lernen. Im Gegensatz dazu stärkt eine kontinuierliche Betreuung durch dieselben qualifizierten Personen den Aufbau langfristiger Kompetenzen. #### 4. Praxisrelevante Inhalte - **Definition**: Anteil der Ausbildungsinhalte, die unmittelbar in der beruflichen Praxis anwendbar sind. - **Operationalisierung**: - Neutraler Wert ($0$): Inhalte entsprechen den Ausbildungsrichtlinien. - Förderlich ($+1$): Inhalte sind überdurchschnittlich praxisorientiert. - Schädlich ($-1$): Inhalte sind überwiegend theoretisch und wenig anwendbar. **Herleitung und Begründung**: Praxisrelevante Inhalte sind der Schlüssel zur Vorbereitung auf die berufliche Realität. Nach Kolb (1984) wird Lernen am effektivsten, wenn Theorie und Praxis miteinander verknüpft sind. Inhalte, die direkt auf die beruflichen Anforderungen abzielen, fördern nicht nur die Kompetenzentwicklung, sondern auch die Motivation der Lernenden. Wenn hingegen die Ausbildung zu theorielastig ist, besteht die Gefahr, dass Lernende die Relevanz der Inhalte nicht erkennen und weniger motiviert sind, diese anzuwenden (Hattie & Timperley, 2007). Daher ist eine hohe Praxisorientierung ein klar förderlicher Faktor. #### 5. Feedback-Prozesse - **Definition**: Häufigkeit und Qualität der Rückmeldungen, die die Lernenden zur Verbesserung ihrer Fähigkeiten erhalten. - **Operationalisierung**: - Neutraler Wert ($0$): Feedback wird sporadisch gegeben und entspricht Standards. - Förderlich ($+1$): Regelmäßiges, konstruktives und individuell angepasstes Feedback. - Schädlich ($-1$): Feedback fehlt oder ist destruktiv. **Herleitung und Begründung**: Effektive Feedback-Prozesse sind ein wesentlicher Bestandteil erfolgreichen Lernens. Laut Hattie und Timperley (2007) ist Feedback der stärkste Einflussfaktor auf den Lernerfolg. Regelmäßiges und individuell angepasstes Feedback hilft Lernenden, ihre Stärken zu erkennen und Schwächen gezielt zu verbessern. Destruktives oder fehlendes Feedback hingegen kann die Motivation untergraben und zu Unsicherheiten führen. Die Operationalisierung dieses Kriteriums ermöglicht es, die Qualität der Feedback-Prozesse messbar zu machen und so gezielte Verbesserungen anzustoßen. #### 6. Subjektive Zufriedenheit - **Definition**: Wahrnehmung der Lernenden hinsichtlich der Qualität und Relevanz der Ausbildung. - **Operationalisierung**: - Neutraler Wert ($0$): Lernende sind mit der Ausbildung durchschnittlich zufrieden. - Förderlich ($+1$): Hohe Zufriedenheit und positive Rückmeldungen. - Schädlich ($-1$): Hohe Unzufriedenheit und Beschwerden. **Herleitung und Begründung**: Die subjektive Zufriedenheit der Lernenden ist ein Indikator für die wahrgenommene Qualität der Ausbildung. Sie beeinflusst nicht nur die Lernmotivation, sondern auch die Bereitschaft, die vermittelten Inhalte aktiv anzuwenden. Studien zeigen, dass Zufriedenheit mit der Ausbildung eng mit dem Lernerfolg und der langfristigen Bindung an den Beruf korreliert (Schuler, 2020). Umgekehrt signalisiert hohe Unzufriedenheit, dass Defizite im Ausbildungsprozess vorliegen, die behoben werden müssen. Dieses Kriterium dient daher als wertvolle Rückmeldung für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Ausbildungsqualität. #### Relevanz der Kriterien Die Operationalisierung der Kriterien erfolgt in Abhängigkeit von ihrer Relevanz für den jeweiligen Lernort. Beispielsweise könnte der Zeitanteil der Anleitung in der Lehrrettungswache stärker gewichtet werden, während die Praxisrelevanz der Inhalte in der Schule im Fokus steht. Die Operationalisierung wird für jeden Lernort individuell festgelegt, um den spezifischen Anforderungen und Herausforderungen Rechnung zu tragen. Durch diese ausführliche Herleitung und Operationalisierung werden die Bewertungskriterien nachvollziehbar und vergleichbar, was die Disjunkte Lernort-Evaluation zu einem präzisen und robusten Analyseinstrument macht. ## 2.2 Systemtheoretische Perspektive Die Disjunkte Lernort-Evaluation baut auf systemtheoretischen Prinzipien auf, die betonen, dass Systeme durch ihre eigene Struktur, ihre internen Prozesse und ihre spezifischen Funktionen definiert werden. Lernorte wie bspw. Schulen, Lehrrettungswachen und Krankenhäuser, lassen können als eigenständige Systeme begriffen werden, die durch definierte Ziele und Prozesse charakterisiert sind. Diese Perspektive ermöglicht eine differenzierte Analyse, bei der die individuellen Eigenschaften jedes Lernortes unabhängig von anderen Einheiten betrachtet werden. Luhmann (1995) argumentiert, dass die Eigenlogik eines Systems nur dann vollständig verstanden werden kann, wenn externe Einflüsse und Interaktionen nicht unreflektiert in die Analyse einbezogen werden. Diese theoretische Grundlage bildet die Basis für die Disjunkte Lernort-Evaluation, die Lernorte als abgeschlossene Einheiten modelliert. Jeder Lernort wird als autonomes System analysiert, das eigene Dynamiken und Wirkungsmechanismen aufweist. ### 2.2.1 Modellierung als unabhängige Einheiten Die Disjunkte Lernort-Evaluation modelliert Lernorte als Systeme, die durch ihre internen Strukturen und Prozesse definiert werden. Diese Modellierung erlaubt es, die Qualität und Effektivität eines Lernortes isoliert zu betrachten, ohne dass Annahmen über Interdependenzen die Ergebnisse beeinflussen. Eine multiplikative Methodik wird angewendet, um sicherzustellen, dass die Bewertung einzelner Lernorte nicht durch die Leistung anderer Lernorte verzerrt wird. Die mathematische Grundlage für diese Methodik lautet: $ E_{\text{Gesamt}} = \prod_{\text{Kriterien}} \left( M_{\text{Lernort}} \cdot w_{\text{Lernort}} \right) $ In dieser Formel steht: - $M_{\text{Lernort}}$ für die Matrix der Bewertungskriterien eines spezifischen Lernortes, - $w_{\text{Lernort}}$ für den Gewichtungsfaktor, der einen zuvor bestimmten Anteil des jeweiligen Lernortes widerspiegelt. Durch diese Methodik wird sichergestellt, dass die Eigenlogik eines jeden Lernortes in der Analyse berücksichtigt wird, während externe Wechselwirkungen ausgeklammert bleiben. ### 2.2.2 Bedeutung der Eigenlogik Die Eigenlogik eines Lernortes beschreibt die spezifischen Prozesse und Strukturen, die seine Funktionsweise bestimmen. Beispielsweise unterscheiden sich Schulen, die auf die Vermittlung theoretischer Inhalte spezialisiert sind, fundamental von Lehrrettungswachen, die praktische Fähigkeiten im Umgang mit realen Notfallsituationen fördern. Krankenhäuser wiederum haben eigene Dynamiken, die auf klinischer Praxis und interdisziplinärer Zusammenarbeit beruhen. Die Disjunkte Lernort-Evaluation respektiert diese Unterschiede, indem sie die Lernorte unabhängig voneinander analysiert und bewertet. Durch die Berücksichtigung der Eigenlogik werden Verzerrungen vermieden, die bei einer summativen Bewertung auftreten könnten. Die isolierte Betrachtung ermöglicht es, die tatsächliche Qualität eines jeden Lernortes präzise darzustellen und gezielte Verbesserungsmaßnahmen zu entwickeln, ohne von den Leistungen anderer Lernorte abzulenken. ### 2.2.3 Relevanz für die Praxis Die Anwendung der Disjunkten Lernort-Evaluation zeigt, dass die Unabhängigkeit der Lernorte nicht nur ein theoretisches Konzept ist, sondern auch praktische Implikationen hat. So kann beispielsweise die Qualität der Praxisanleitung an einer Lehrrettungswache unabhängig von der Qualität des theoretischen Unterrichts in der Schule bewertet werden. Dies erlaubt eine gezielte Analyse und Verbesserung jedes Lernortes, ohne dass die Ergebnisse durch externe Faktoren beeinflusst werden. Luhmanns systemtheoretischer Ansatz liefert somit nicht nur eine theoretische Fundierung für die Disjunkte Lernort-Evaluation, sondern bietet auch praktische Werkzeuge, um die Qualität von Bildungssystemen differenziert zu bewerten und zu entwickeln (Luhmann, 1995). ## 2.3 Methodologische Perspektive Die Disjunkte Lernort-Evaluation basiert methodologisch auf der präzisen Definition und Operationalisierung von Bewertungskriterien, die es erlauben, die Qualität und Effektivität eines jeden Lernortes zu bewerten. Diese Kriterien wurden so gestaltet, dass sie die wichtigsten Aspekte der Ausbildung widerspiegeln und sowohl förderliche als auch schädliche Wirkungen erfassen können. Die methodologische Grundlage betont die Notwendigkeit einer multiplikativen Bewertungsmethodik, die eine differenzierte Analyse der Lernorte ermöglicht. ### 2.3.1 Kriterien der Bewertung Die Bewertung eines Lernortes erfolgt anhand von sechs zentralen Kriterien, die spezifisch auf die Anforderungen kooperativer Ausbildungssysteme abgestimmt sind: 1. **Zeitanteil der Ausbildung ($T$)**: Der zeitliche Anteil eines Lernortes am Gesamtsystem bildet die Grundlage für die Gewichtung seiner Ergebnisse. Dieser Anteil ist entscheidend für die Relevanz des Lernortes im Gesamtsystem. 2. **Qualität der Anleitung ($Q$)**: Die Qualität der Praxisanleitung wird durch die fachliche Kompetenz, methodische Fähigkeiten und pädagogische Ansätze der Anleitenden bestimmt. 3. **Kontinuität der Anleitung ($C$)**: Die Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit der Betreuung durch qualifizierte Anleitende sind zentrale Faktoren, die die Ausbildungsqualität beeinflussen. 4. **Anteil praxisrelevanter Inhalte ($P$)**: Der Anteil der Lerninhalte, die direkt auf berufliche Anforderungen anwendbar sind, wird als Maßstab für die Praxisnähe eines Lernortes verwendet. 5. **Feedback und Reflexion ($F$)**: Die Häufigkeit und Qualität von Feedback-Prozessen und die Förderung reflexiven Lernens sind entscheidend für die Weiterentwicklung der Lernenden. 6. **Subjektive Zufriedenheit der Lernenden ($S$)**: Die Zufriedenheit der Lernenden mit der Betreuung, den Lerninhalten und der Organisation des Lernortes gibt Hinweise auf die Wahrnehmung der Qualität. ### 2.3.3 Vorteile der Methodologie Der multiplikative Ansatz erlaubt die Quantifizierung sowohl positiver als auch negativer Einflüsse auf das Gesamtsystem. Dies ermöglicht es, Lernorte mit Schwächen zu identifizieren und ihre potenziellen Auswirkungen auf die Gesamtausbildung zu analysieren. Im Gegensatz zu summativen Ansätzen, die häufig von Interdependenzen zwischen Lernorten ausgehen, betont die Disjunkte Lernort-Evaluation die Unabhängigkeit der Lernorte und minimiert Verzerrungen in der Bewertung. Löwenstein (2023) hebt hervor, dass diese Methodik besonders in Ausbildungssystemen mit klar getrennten Lernorten nützlich ist. Die differenzierte Betrachtung ermöglicht es, gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Ausbildung an einzelnen Lernorten zu entwickeln, ohne die Leistung anderer Lernorte zu beeinflussen. ## 2.4 Mathematische Modellierung Die Disjunkte Lernort-Evaluation nutzt eine mathematische Struktur, um die Bewertung der Lernorte präzise, nachvollziehbar und unabhängig voneinander zu gestalten. Dieses Modell kombiniert Bewertungsmatrizen, Gewichtungsfaktoren und Wirkungswahrscheinlichkeiten, um sowohl förderliche als auch schädliche Wirkungen auf das Gesamtsystem zu quantifizieren. Die folgende Darstellung umfasst die vollständige Herleitung, Definition und den mathematischen Beweis der angewandten Methodik. ### 2.4.1 Bewertungsmatrix Jeder Lernort wird durch eine Bewertungsmatrix $M_{\text{Lernort}}$ beschrieben. Diese Matrix fasst die normierten Bewertungen der $n$ Kriterien zusammen, die auf den Wertebereich $[-1, 1]$ skaliert sind (vgl. Luhmann, 1995). Eine positive Bewertung ($+1$) zeigt eine förderliche Wirkung, eine negative Bewertung ($-1$) eine schädliche Wirkung, und $0$ steht für eine neutrale Bewertung. Die Matrix lautet: $ M_{\text{Lernort}} = \begin{bmatrix} k_1 \\ k_2 \\ k_3 \\ \vdots \\ k_n \end{bmatrix} $ Hierbei steht $k_i$ für die normierte Bewertung des $i$-ten Kriteriums für einen bestimmten Lernort. Die Kriterien $k_i$ umfassen folgende Aspekte ([[Disjunkte Lernort-Evaluation#2.1.2 Operationalisierung|Kapitel 2.1.2]]): 1. **Zeitanteil der Ausbildung ($T$)**: Anteil der Ausbildungszeit, die an diesem Lernort verbracht wird (vgl. Dehnbostel, 2020). - Beispiel: Ein Lernort, der 50 % der Gesamtzeit ausmacht, erhält entsprechend eine hohe Gewichtung. 2. **Qualität der Anleitung ($Q$)**: Fachliche und methodische Kompetenz der Anleitenden (vgl. Löwenstein, 2023). - **Hohe Werte:** Exzellente didaktische und methodische Umsetzung. - **Niedrige Werte:** Unzureichende fachliche oder methodische Kompetenz. 3. **Kontinuität der Anleitung ($C$)**: Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit der Betreuung durch qualifizierte Anleitende (vgl. Schneider, 2019). - **Positive Werte:** Stetige Betreuung durch dieselben Anleitenden. - **Negative Werte:** Häufige Wechsel oder Unterbrechungen in der Betreuung. 4. **Anteil praxisrelevanter Inhalte ($P$)**: Relevanz der Inhalte für die berufliche Praxis (vgl. Kolb, 1984). - **Positive Werte:** Inhalte sind unmittelbar anwendbar. - **Negative Werte:** Inhalte sind stark theorielastig und wenig praxisorientiert. 5. **Feedback-Prozesse ($F$)**: Häufigkeit und Qualität der Rückmeldungen, die die Lernenden zur Verbesserung ihrer Fähigkeiten erhalten (vgl. Hattie & Timperley, 2007). - **Positive Werte:** Regelmäßiges und konstruktives Feedback. - **Negative Werte:** Feedback fehlt oder ist destruktiv. 6. **Subjektive Zufriedenheit der Lernenden ($S$)**: Wahrnehmung der Lernenden hinsichtlich der Betreuung, Inhalte und Organisation (vgl. Schuler, 2020). - **Positive Werte:** Hohe Zufriedenheit. - **Negative Werte:** Deutliche Unzufriedenheit oder Beschwerden. ### 2.4.2 Zeitliche Gewichtung Die Gewichtung eines Lernortes erfolgt proportional zu seinem Anteil an der Gesamtausbildungszeit. Der Gewichtungsfaktor $w_{\text{Lernort}}$ wird wie folgt definiert: $ w_{\text{Lernort}} = \frac{t_{\text{Lernort}}}{t_{\text{Gesamt}}} $ Dabei gilt: - $t_{\text{Lernort}}$: Zeit, die an einem bestimmten Lernort verbracht wird, - $t_{\text{Gesamt}}$: Gesamtausbildungszeit aller Lernorte. Diese Gewichtung stellt sicher, dass die Ergebnisse eines Lernortes entsprechend seiner zeitlichen Bedeutung im Gesamtsystem skaliert werden (i.A.a. Dehnbostel, 2020). ### 2.4.3 Integration der Wirkungswahrscheinlichkeit Die [[Wirkungswahrscheinlichkeit]] $W_{i,j}$ beschreibt die Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmtes Kriterium ($k_i$) eines Lernortes eine förderliche ($W_{i,j} > 0$), neutrale ($W_{i,j} = 0$) oder schädliche Wirkung ($W_{i,j} < 0$) auf das Gesamtsystem hat. Die Bewertungsmatrix wird entsprechend modifiziert: $ M'_{\text{Lernort}} = \begin{bmatrix} k_1 \cdot W_{1,1} & k_2 \cdot W_{1,2} & \dots & k_n \cdot W_{1,n} \end{bmatrix} $ Diese Erweiterung ermöglicht eine dynamische Skalierung der Kriterien basierend auf ihrer tatsächlichen Wirkung (Hattie & Timperley, 2007). ### 2.4.4 Multiplikative Verknüpfung Die Bewertung eines einzelnen Lernortes wird mittels der Multiplikation der modifizierten Matrix $M'_{\text{Lernort}}$ mit dem Gewichtungsfaktor $w_{\text{Lernort}}$ vorgenommen: $ E_{\text{Lernort}} = M'_{\text{Lernort}} \cdot w_{\text{Lernort}} $ Das Gesamtergebnis $E_{\text{Gesamt}}$ wird durch die Multiplikation der gewichteten Ergebnisse aller Lernorte berechnet: $ E_{\text{Gesamt}} = \prod_{\text{Lernorte}} \left( \prod_{\text{Kriterien}} \left( k_{i,j} \cdot W_{i,j} \cdot w_j \right) \right) $ Hierbei: - $k_{i,j}$: Bewertungswert des $i$-ten Kriteriums des $j$-ten Lernortes, - $W_{i,j}$: Wirkungswahrscheinlichkeit des $i$-ten Kriteriums des $j$-ten Lernortes, - $w_j$: Zeitgewichtung des $j$-ten Lernortes. ### 2.4.5 Mathematischer Beweis #### Voraussetzung 1: Disjunktivität der Lernorte Die Annahme der Disjunktivität besagt, dass die Lernorte unabhängig voneinander agieren (i.A.a. Luhmann, 1995). Dies bedeutet mathematisch, dass keine Summation oder Interdependenz zwischen den Matrizen erforderlich ist. #### Voraussetzung 2: Normierung der Kriterien Die Skalierung der Kriterien auf den Wertebereich $[-1, 1]$ ermöglicht die Darstellung sowohl förderlicher als auch schädlicher Wirkungen. Ein negatives $k_{i,j}$ führt zu einer Verringerung des Gesamtergebnisses. #### Beweis der Formel 1. **Einzelergebnis eines Lernortes**: Für einen Lernort ergibt sich: $ E_{\text{Lernort}} = \prod_{i=1}^{n} \left( k_{i,j} \cdot W_{i,j} \cdot w_j \right) $ 2. **Gesamtergebnis des Systems**: Für alle Lernorte wird das Gesamtergebnis berechnet: $ E_{\text{Gesamt}} = \prod_{j=1}^{m} \prod_{i=1}^{n} \left( k_{i,j} \cdot W_{i,j} \cdot w_j \right) $ Dabei stehen $n$ für die Anzahl der Kriterien und $m$ für die Anzahl der Lernorte. 3. **Eigenschaften der Multiplikation**: Die Multiplikation gewährleistet: - Ein positiver Wert eines $k_{i,j} \cdot W_{i,j}$ erhöht das Gesamtergebnis. - Ein negativer Wert eines $k_{i,j} \cdot W_{i,j}$ reduziert das Gesamtergebnis proportional zur Gewichtung $w_j$. 4. **Zusammenhang mit Wirkungswahrscheinlichkeit**: Der Skalar $W_{i,j}$ modifiziert die Bewertung dynamisch. Für $W_{i,j} = 0$ trägt ein Kriterium nicht zum Gesamtergebnis bei, und bei $W_{i,j} < 0$ wirkt das Kriterium schädlich. Damit ist die multiplikative Struktur der Formel bewiesen und validiert. ### 2.4.6 Vorteile der Methodik Die Disjunkte Lernort-Evaluation bietet mehrere entscheidende Vorteile, die sie als Methode zur Bewertung von Lernorten in kooperativen Ausbildungssystemen auszeichnen. Ein zentraler Vorteil ist die disjunkte Analyse, die durch die unabhängige Betrachtung der einzelnen Lernorte Verzerrungen vermeidet, die durch mögliche Interdependenzen entstehen könnten. Dies ermöglicht eine präzise Bewertung jedes Lernortes, ohne dass die Leistung eines anderen Lernortes die Ergebnisse beeinflusst. Ein weiterer Vorteil ist die Skalierbarkeit der Methodik. Das Modell kann leicht um zusätzliche Kriterien oder Lernorte erweitert werden, wodurch es in verschiedenen Bildungssystemen flexibel anwendbar ist. Diese Eigenschaft macht die Disjunkte Lernort-Evaluation sowohl für kleinere als auch für komplexere Systeme geeignet. Darüber hinaus erlaubt die Methode die Erfassung schädlicher Wirkungen. Durch die Integration negativer Wirkungswahrscheinlichkeiten kann die tatsächliche Wirkung eines Kriteriums oder eines Lernortes präzise quantifiziert werden. Dies ist besonders relevant, um Defizite und deren Einfluss auf das Gesamtsystem sichtbar zu machen. Schließlich zeichnet sich die Methode durch ihre Flexibilität aus. Die Disjunkte Lernort-Evaluation ist in unterschiedlichen Kontexten und Systemen anwendbar und bietet eine anpassungsfähige Grundlage für die Bewertung und Weiterentwicklung von Bildungssystemen. ## 2.5 Beispiele für die Anwendung Die Disjunkte Lernort-Evaluation ist ein theoretisch fundiertes Modell, das für die Analyse und Bewertung von kooperativen Ausbildungssystemen entwickelt wurde. Ziel der Methode ist es, die einzelnen Lernorte unabhängig voneinander zu bewerten und ihre individuellen Stärken und Schwächen herauszuarbeiten. Nachfolgend werden Anwendungsszenarien und ihre Bedeutung für das Gesamtsystem dargestellt. Die Gesamtformel fasst die Matrizenmultiplikation der drei Lernorte zusammen, wobei die gewichteten Kriterien die Grundlage bilden. Jeder Lernort hat sechs Kriterien, die sowohl schädliche ($-1$) als auch fördernde Wirkungen ($+1$) umfassen können. ### 2.5.1 Gesamtformel Die Berechnung des Gesamtergebnisses erfolgt nach folgender Multiplikationsnotation: $ E_{\text{Gesamt}} = \prod_{\text{Kriterien}} \left( w_{\text{Lehrrettungswache}} \cdot M_{\text{Lehrrettungswache}} \cdot w_{\text{Schule}} \cdot M_{\text{Schule}} \cdot w_{\text{Krankenhaus}} \cdot M_{\text{Krankenhaus}} \right) $ Diese Formel berücksichtigt die disjunkte Beziehung der Lernorte, ihre zeitlichen Gewichtungen und die Operationalisierung der Bewertungsmetriken. ### 2.5.2 Bewertungsmatrizen und Gewichtungsfaktoren Die Bewertungsmatrizen für die drei Lernorte basieren auf sechs vordefinierten Kriterien, die die Qualität und Effektivität der Ausbildung bewerten. Diese Kriterien umfassen Zeitanteil der Anleitung, Qualität der Anleitung, Kontinuität der Anleitung, praxisrelevante Inhalte, Feedback-Prozesse und subjektive Zufriedenheit. Die Matrizen lauten: - **Lehrrettungswache**: $ M_{\text{Lehrrettungswache}} = \begin{bmatrix} 0.9 & 0.8 & 0.7 & 0.9 & 0.85 & 0.95 \end{bmatrix} $ - **Schule**: $ M_{\text{Schule}} = \begin{bmatrix} 0.8 & 0.75 & 0.65 & 0.8 & 0.85 & 0.9 \end{bmatrix} $ - **Krankenhaus**: $ M_{\text{Krankenhaus}} = \begin{bmatrix} 0.7 & 0.65 & 0.6 & 0.75 & 0.8 & 0.85 \end{bmatrix} $ Die Gewichtungsfaktoren basieren auf dem zeitlichen Anteil der Lernorte an der Gesamtausbildungszeit: $ w_{\text{Lehrrettungswache}} = 0.4968, \quad w_{\text{Schule}} = 0.3495, \quad w_{\text{Krankenhaus}} = 0.1537 $ ### 2.5.3 Szenarienberechnungen #### Szenario 1: Standardisierte positive Bewertungen Zur Berechnung des Gesamtergebnisses werden die Matrizen der Lernorte mit den jeweiligen Gewichtungsfaktoren multipliziert: - Lehrrettungswache: $ E_{\text{Lehrrettungswache}} = M_{\text{Lehrrettungswache}} \cdot w_{\text{Lehrrettungswache}} $ - Schule: $ E_{\text{Schule}} = M_{\text{Schule}} \cdot w_{\text{Schule}} $ - Krankenhaus: $ E_{\text{Krankenhaus}} = M_{\text{Krankenhaus}} \cdot w_{\text{Krankenhaus}} $ Das Gesamtergebnis ergibt sich durch Multiplikation der gewichteten Ergebnisse: $ E_{\text{Gesamt}} = E_{\text{Lehrrettungswache}} \cdot E_{\text{Schule}} \cdot E_{\text{Krankenhaus}} $ #### Standardisierte positive Bewertungen (Zahlenbeispiel) Zur Berechnung des Gesamtergebnisses werden die Bewertungsmatrizen der drei Lernorte mit ihren jeweiligen Gewichtungsfaktoren multipliziert. Die hypothetischen Werte basieren auf positiven Leistungen in allen sechs Kriterien. ##### Schritt 1: Gewichtete Ergebnisse für jeden Lernort - **Lehrrettungswache**: Bewertungsmatrix: $ M_{\text{Lehrrettungswache}} = \begin{bmatrix} 0.9 & 0.8 & 0.7 & 0.9 & 0.85 & 0.95 \end{bmatrix} $ Gewichtungsfaktor: $ w_{\text{Lehrrettungswache}} = 0.4968 $ Gewichtetes Ergebnis: $ E_{\text{Lehrrettungswache}} = \prod_{i=1}^{6} \left( M_{\text{Lehrrettungswache}, i} \cdot w_{\text{Lehrrettungswache}} \right) $ Einzelberechnung: $ E_{\text{Lehrrettungswache}} = (0.9 \cdot 0.4968) \cdot (0.8 \cdot 0.4968) \cdot (0.7 \cdot 0.4968) \cdot (0.9 \cdot 0.4968) \cdot (0.85 \cdot 0.4968) \cdot (0.95 \cdot 0.4968) $ Ergebnis: $ E_{\text{Lehrrettungswache}} \approx 0.00895 $ - **Schule**: Bewertungsmatrix: $ M_{\text{Schule}} = \begin{bmatrix} 0.8 & 0.75 & 0.65 & 0.8 & 0.85 & 0.9 \end{bmatrix} $ Gewichtungsfaktor: $ w_{\text{Schule}} = 0.3495 $ Gewichtetes Ergebnis: $ E_{\text{Schule}} = \prod_{i=1}^{6} \left( M_{\text{Schule}, i} \cdot w_{\text{Schule}} \right) $ Einzelberechnung: $ E_{\text{Schule}} = (0.8 \cdot 0.3495) \cdot (0.75 \cdot 0.3495) \cdot (0.65 \cdot 0.3495) \cdot (0.8 \cdot 0.3495) \cdot (0.85 \cdot 0.3495) \cdot (0.9 \cdot 0.3495) $ Ergebnis: $ E_{\text{Schule}} \approx 0.00487 $ - **Krankenhaus**: Bewertungsmatrix: $ M_{\text{Krankenhaus}} = \begin{bmatrix} 0.7 & 0.65 & 0.6 & 0.75 & 0.8 & 0.85 \end{bmatrix} $ Gewichtungsfaktor: $ w_{\text{Krankenhaus}} = 0.1537 $ Gewichtetes Ergebnis: $ E_{\text{Krankenhaus}} = \prod_{i=1}^{6} \left( M_{\text{Krankenhaus}, i} \cdot w_{\text{Krankenhaus}} \right) $ Einzelberechnung: $ E_{\text{Krankenhaus}} = (0.7 \cdot 0.1537) \cdot (0.65 \cdot 0.1537) \cdot (0.6 \cdot 0.1537) \cdot (0.75 \cdot 0.1537) \cdot (0.8 \cdot 0.1537) \cdot (0.85 \cdot 0.1537) $ Ergebnis: $ E_{\text{Krankenhaus}} \approx 0.00088 $ ##### Schritt 2: Gesamtergebnis Das Gesamtergebnis wird durch Multiplikation der gewichteten Ergebnisse der drei Lernorte berechnet: $ E_{\text{Gesamt}} = E_{\text{Lehrrettungswache}} \cdot E_{\text{Schule}} \cdot E_{\text{Krankenhaus}} $ Einzelberechnung: $ E_{\text{Gesamt}} = 0.00895 \cdot 0.00487 \cdot 0.00088 $ Ergebnis: $ E_{\text{Gesamt}} \approx 3.83 \times 10^{-8} $ ##### Interpretation Das sehr niedrige Gesamtergebnis zeigt, wie stark die Multiplikation der Ergebnisse die Gesamtbewertung beeinflusst. Trotz positiver Werte in allen Lernorten zeigt die hohe Gewichtung der Lehrrettungswache, dass jede Abweichung oder Schwäche an diesem Lernort signifikante Auswirkungen auf das Gesamtsystem haben könnte. Gleichzeitig betont das Ergebnis die relative Unbedeutendheit des Krankenhauses im Gesamtkontext, da dessen Beitrag aufgrund der niedrigen Gewichtung begrenzt ist. #### Szenario 2: Schädliche Wirkung an der Lehrrettungswache In diesem Szenario weist die Lehrrettungswache bei einem Kriterium, z. B. "Qualität der Anleitung", eine schädliche Wirkungswahrscheinlichkeit von $-0.3$ auf. Dadurch wird die entsprechende Komponente der Bewertungsmatrix modifiziert. ##### Schritt 1: Modifizierte Matrix der Lehrrettungswache Die ursprüngliche Matrix der Lehrrettungswache lautete: $ M_{\text{Lehrrettungswache}} = \begin{bmatrix} 0.9 & 0.8 & 0.7 & 0.9 & 0.85 & 0.95 \end{bmatrix} $ Durch die schädliche Wirkung ($-0.3$) bei "Qualität der Anleitung" wird die zweite Komponente angepasst: $ M_{\text{Lehrrettungswache, modifiziert}} = \begin{bmatrix} 0.9 & -0.24 & 0.7 & 0.9 & 0.85 & 0.95 \end{bmatrix} $ ##### Schritt 2: Gewichtetes Ergebnis der Lehrrettungswache Der Gewichtungsfaktor der Lehrrettungswache bleibt unverändert: $ w_{\text{Lehrrettungswache}} = 0.4968 $ Das modifizierte gewichtete Ergebnis lautet: $ E_{\text{Lehrrettungswache, modifiziert}} = \prod_{i=1}^{6} \left( M_{\text{Lehrrettungswache, modifiziert}, i} \cdot w_{\text{Lehrrettungswache}} \right) $ Einzelberechnung: $ E_{\text{Lehrrettungswache, modifiziert}} = (0.9 \cdot 0.4968) \cdot (-0.24 \cdot 0.4968) \cdot (0.7 \cdot 0.4968) \cdot (0.9 \cdot 0.4968) \cdot (0.85 \cdot 0.4968) \cdot (0.95 \cdot 0.4968) $ Zwischenwerte: - $0.9 \cdot 0.4968 = 0.4471$ - $-0.24 \cdot 0.4968 = -0.1192$ - $0.7 \cdot 0.4968 = 0.3478$ - $0.9 \cdot 0.4968 = 0.4471$ - $0.85 \cdot 0.4968 = 0.4223$ - $0.95 \cdot 0.4968 = 0.4720$ Endergebnis: $ E_{\text{Lehrrettungswache, modifiziert}} = 0.4471 \cdot -0.1192 \cdot 0.3478 \cdot 0.4471 \cdot 0.4223 \cdot 0.4720 \approx -0.0052 $ ##### Schritt 3: Auswirkungen auf das Gesamtergebnis Die modifizierte Matrix der Lehrrettungswache wird in die Gesamtformel integriert: $ E_{\text{Gesamt}} = E_{\text{Lehrrettungswache, modifiziert}} \cdot E_{\text{Schule}} \cdot E_{\text{Krankenhaus}} $ Ergebnisse der anderen Lernorte (aus Szenario 1): - $E_{\text{Schule}} \approx 0.00487$ - $E_{\text{Krankenhaus}} \approx 0.00088$ Einzelberechnung: $ E_{\text{Gesamt}} = -0.0052 \cdot 0.00487 \cdot 0.00088 $ Gesamtergebnis: $ E_{\text{Gesamt}} \approx -2.23 \times 10^{-8} $ ##### Interpretation 1. **Negative Wirkung der Lehrrettungswache**: Die schädliche Wirkung bei der Lehrrettungswache führt zu einem negativen Gesamtergebnis. Dies verdeutlicht den hohen Einfluss dieses Lernorts auf das Gesamtsystem. 2. **Unzureichende Kompensation durch andere Lernorte**: Die positiven Ergebnisse der Schule und des Krankenhauses können die negative Wirkung der Lehrrettungswache nicht ausgleichen. 3. **Kritische Rolle der Lehrrettungswache**: Durch die hohe Gewichtung (49.68 %) hat jede Abweichung an der Lehrrettungswache einen signifikanten Einfluss auf das Gesamtergebnis. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, hier besondere Sorgfalt walten zu lassen, um schädliche Wirkungen zu vermeiden. #### Szenario 3: Überragende Leistung an der Schule In diesem Szenario erzielt die Schule bei einem Kriterium, z. B. "praxisrelevante Inhalte", einen überdurchschnittlich hohen Wert von $0.95$. Die entsprechende Komponente der Matrix wird angepasst. ##### Schritt 1: Modifizierte Matrix der Schule Die ursprüngliche Matrix der Schule lautete: $ M_{\text{Schule}} = \begin{bmatrix} 0.8 & 0.75 & 0.65 & 0.8 & 0.85 & 0.9 \end{bmatrix} $ Die Komponente "praxisrelevante Inhalte" wird auf $0.95$ skaliert, wodurch die modifizierte Matrix entsteht: $ M_{\text{Schule, modifiziert}} = \begin{bmatrix} 0.8 & 0.75 & 0.95 & 0.8 & 0.85 & 0.9 \end{bmatrix} $ ##### Schritt 2: Gewichtetes Ergebnis der Schule Der Gewichtungsfaktor der Schule bleibt unverändert: $ w_{\text{Schule}} = 0.3495 $ Das modifizierte gewichtete Ergebnis lautet: $ E_{\text{Schule, modifiziert}} = \prod_{i=1}^{6} \left( M_{\text{Schule, modifiziert}, i} \cdot w_{\text{Schule}} \right) $ Einzelberechnung: $ E_{\text{Schule, modifiziert}} = (0.8 \cdot 0.3495) \cdot (0.75 \cdot 0.3495) \cdot (0.95 \cdot 0.3495) \cdot (0.8 \cdot 0.3495) \cdot (0.85 \cdot 0.3495) \cdot (0.9 \cdot 0.3495) $ Zwischenwerte: - $0.8 \cdot 0.3495 = 0.2796$ - $0.75 \cdot 0.3495 = 0.2621$ - $0.95 \cdot 0.3495 = 0.3320$ - $0.8 \cdot 0.3495 = 0.2796$ - $0.85 \cdot 0.3495 = 0.2971$ - $0.9 \cdot 0.3495 = 0.3145$ Endergebnis: $ E_{\text{Schule, modifiziert}} = 0.2796 \cdot 0.2621 \cdot 0.3320 \cdot 0.2796 \cdot 0.2971 \cdot 0.3145 \approx 0.0021 $ ##### Schritt 3: Auswirkungen auf das Gesamtergebnis Die modifizierte Matrix der Schule wird in die Gesamtformel integriert: $ E_{\text{Gesamt}} = E_{\text{Lehrrettungswache}} \cdot E_{\text{Schule, modifiziert}} \cdot E_{\text{Krankenhaus}} $ Ergebnisse der anderen Lernorte (aus Szenario 1): - $E_{\text{Lehrrettungswache}} \approx 0.00895$ - $E_{\text{Krankenhaus}} \approx 0.00088$ Einzelberechnung: $ E_{\text{Gesamt}} = 0.00895 \cdot 0.0021 \cdot 0.00088 $ Gesamtergebnis: $ E_{\text{Gesamt}} \approx 1.66 \times 10^{-8} $ #### Interpretation 1. **Positive Wirkung der Schule**: Die überragende Leistung in einem Kriterium führt zu einer deutlichen Verbesserung des Ergebnisses der Schule und damit zu einem positiveren Gesamtergebnis. 2. **Stabilisierende Rolle der Schule**: Die Schule kann durch ihre Leistung Schwächen in anderen Lernorten teilweise kompensieren, insbesondere bei einem weniger stark gewichteten Lernort wie dem Krankenhaus. 3. **Hohe Gewichtung der Lehrrettungswache**: Trotz der Verbesserung der Schule bleibt die Lehrrettungswache der entscheidende Lernort für das Gesamtergebnis, da sie die höchste Gewichtung (49.68 %) aufweist. ### 2.5.4 Interpretation Die durchgeführten Szenarien verdeutlichen, wie die Disjunkte Lernort-Evaluation die individuellen Einflüsse der Lernorte auf das Gesamtsystem präzise abbildet und bewertet: 1. **Lehrrettungswache**: Mit einem Gewichtungsfaktor von 49.68 % ist die Lehrrettungswache der zentralste Lernort im System. Ihre Ergebnisse haben den größten Einfluss auf das Gesamtergebnis. Positive oder negative Abweichungen wirken sich aufgrund der hohen Gewichtung überproportional stark auf die Gesamtbewertung aus. Dies zeigt die Notwendigkeit, die Qualität der Ausbildung und die Umsetzung der Kriterien an der Lehrrettungswache besonders zu überwachen und zu steuern. 2. **Schule**: Die Schule hat mit 34.95 % die zweithöchste Gewichtung im System. Aufgrund ihres Gewichtungsfaktors besitzt sie eine wichtige stabilisierende Rolle. Verbesserungen oder Verschlechterungen in der Leistung der Schule können Schwächen im Krankenhaus teilweise kompensieren, sind jedoch nicht ausreichend, um die Auswirkungen von Schwächen an der Lehrrettungswache auszugleichen. Die Schule trägt somit wesentlich zur Gesamtqualität des Systems bei und sollte als strategischer Stabilitätsfaktor betrachtet werden. 3. **Krankenhaus**: Mit nur 15.37 % Gewichtung hat das Krankenhaus den geringsten Einfluss auf das Gesamtergebnis. Schwächen oder Stärken in diesem Lernort haben aufgrund der niedrigen Gewichtung nur begrenzte Auswirkungen auf das Gesamtsystem. Dennoch kann das Krankenhaus als ergänzender Lernort eine wichtige Rolle für spezifische Ausbildungsinhalte und praktische Erfahrungen spielen, die an den anderen Lernorten nicht im gleichen Maße vermittelt werden. #### Methodische Implikationen Diese Methodik ermöglicht eine differenzierte Analyse der einzelnen Lernorte und ihrer spezifischen Beiträge zum Gesamtsystem. Die Gewichtungsfaktoren spiegeln die zeitlichen Anteile der Lernorte wider und schaffen eine objektive Grundlage für die Bewertung. Gleichzeitig zeigt sich, dass ein schwacher Lernort mit hoher Gewichtung das Gesamtsystem stark negativ beeinflussen kann, während ein starker Lernort mit niedriger Gewichtung nur begrenzte Auswirkungen hat. #### Praktische Relevanz Die Ergebnisse der Disjunkten Lernort-Evaluation können genutzt werden, um: - Ressourcen gezielt auf die Lernorte zu konzentrieren, die den größten Einfluss auf das Gesamtsystem haben (z. B. Lehrrettungswache), - Schwächen frühzeitig zu erkennen und gezielt Maßnahmen zur Verbesserung einzuleiten, - die Ausbildungsqualität an den Lernorten zu optimieren und strategische Prioritäten zu setzen. Diese Methodik schafft eine transparente Grundlage für die Weiterentwicklung kooperativer Ausbildungssysteme und erlaubt eine zielgerichtete Steuerung der Qualität an den Lernorten. ## 2.6 Weiterführung Die Weiterführung der Disjunkten Lernort-Evaluation basiert auf der Multiplikationsnotation, die eine flexible und skalierbare Analyse des Gesamtsystems ermöglicht. Diese Methodik erlaubt die Bewertung auf verschiedenen Ebenen – von der Makro- bis zur Mikro-Ebene – und bietet detaillierte Einblicke in die Strukturen und Leistungen eines jeden Lernortes. ### 2.6.1 Multiplikationsnotation als Basis für Feinheit und Skalierbarkeit Die Multiplikationsnotation ermöglicht eine Zerlegung des Gesamtsystems in immer feiner werdende Einheiten, ohne den Rahmen der Berechnung zu sprengen: $ E_{\text{Gesamt}} = \prod_{\text{Kriterien}} \left( \prod_{\text{Subeinheiten}} \left( M_{\text{Subeinheit}} \cdot w_{\text{Subeinheit}} \right) \right) $ **Erklärung:** - **Subeinheiten**: Subeinheiten können einzelne Wachen, Abteilungen, Klassen oder sogar individuelle Lehrende und Praxisanleiter sein. - **Aufbau-Organisation**: Je mehr Subeinheiten berücksichtigt werden, desto präziser wird die Analyse des Gesamtsystems. - **Abbau-Organisation**: Wenn größere Einheiten betrachtet werden (z. B. nur der Lernort), bleibt das System handhabbar, aber weniger präzise. **Vorteil der Multiplikationsnotation:** - **Flexibilität**: Die Multiplikationsnotation ermöglicht es, das System sowohl grob (z. B. Lernorte) als auch fein (z. B. individuelle Anleiter) zu modellieren. - **Skalierbarkeit**: Die Berechnung kann ohne Strukturverlust von einer Gesamtbewertung auf detaillierte Teilanalysen erweitert werden. ### 2.6.2 Anwendung auf unterschiedliche Ebenen ##### Makro-Ebene: Gesamte Lernorte Auf der Makro-Ebene werden Lernorte wie Lehrrettungswachen, Schulen und Krankenhäuser mit ihren jeweils gewichteten Matrizen betrachtet. Dies ist die Grundlage der bisherigen Analyse, bei der sechs Kriterien auf drei Lernorte angewendet werden: $ E_{\text{Gesamt}} = \prod_{\text{Lernorte}} \left( M_{\text{Lernort}} \cdot w_{\text{Lernort}} \right) $ ##### Meso-Ebene: Einzelne Standorte/Wachen Auf der Meso-Ebene wird ein einzelner Lernort in mehrere Standorte oder Untereinheiten zerlegt. Beispielsweise können mehrere Lehrrettungswachen, die unterschiedliche Gewichtungen und Kriterienwerte aufweisen, aggregiert werden: $ E_{\text{Lehrrettungswache}} = \prod_{\text{Standorte}} \left( M_{\text{Standort}} \cdot w_{\text{Standort}} \right) $ **Beispiel:** - Wache A hat einen Zeitfaktor von $w_{\text{Wache A}} = 0.6$. - Wache B hat einen Zeitfaktor von $w_{\text{Wache B}} = 0.4$. Die Gesamtbewertung der Lehrrettungswache ergibt sich zu: $ E_{\text{Lehrrettungswache}} = \left( M_{\text{Wache A}} \cdot w_{\text{Wache A}} \right) \cdot \left( M_{\text{Wache B}} \cdot w_{\text{Wache B}} \right) $ ##### Mikro-Ebene: Individuelle Anleiter Auf der Mikro-Ebene wird ein einzelner Standort in die Beiträge einzelner Anleiter oder Untergruppen zerlegt. Beispielsweise können Praxisanleiter innerhalb einer Lehrrettungswache bewertet werden: $ E_{\text{Standort}} = \prod_{\text{Anleiter}} \left( M_{\text{Anleiter}} \cdot w_{\text{Anleiter}} \right) $ **Beispiel:** - Anleiter 1 hat einen Zeitfaktor von $w_{\text{Anleiter 1}} = 0.7$. - Anleiter 2 hat einen Zeitfaktor von $w_{\text{Anleiter 2}} = 0.5$. Die Gesamtbewertung des Standorts ergibt sich zu: $ E_{\text{Standort}} = \left( M_{\text{Anleiter 1}} \cdot w_{\text{Anleiter 1}} \right) \cdot \left( M_{\text{Anleiter 2}} \cdot w_{\text{Anleiter 2}} \right) $ ### 2.6.3 Bemerkungen zur Handhabung 1. **Praktikabilität**: - Auf der Makro-Ebene (Lernorte) bleibt die Formel einfach handhabbar. - Auf der Meso- oder Mikro-Ebene (Standorte/Anleiter) wird die Feinheit erhöht, jedoch steigt der Aufwand entsprechend. 2. **Einsatzbereich**: - **Makro-Ebene**: Für allgemeine Bewertungen und Vergleiche von Lernorten. - **Meso/Mikro-Ebene**: Für detaillierte Analysen, um Schwachstellen oder Stärken innerhalb eines Lernorts zu identifizieren. 3. **Zusammenführung**: - Ergebnisse von Meso- und Mikro-Ebenen können zurück in die Makro-Ebene aggregiert werden, um eine umfassende Bewertung zu ermöglichen. Diese Weiterführung zeigt die Flexibilität und Skalierbarkeit der Disjunkten Lernort-Evaluation und bietet eine fundierte Basis für zukünftige Analysen in unterschiedlichen Systemen. #### Beispiel mit Multiplikationsnotation Die Disjunkte Lernort-Evaluation verwendet die Multiplikationsnotation, um die Ergebnisse der einzelnen Lernorte zu integrieren und ein Gesamtergebnis zu berechnen. Nachfolgend wird die Methode exemplarisch anhand eines einzelnen Kriteriums und des Gesamtergebnisses verdeutlicht. ##### Berechnung für ein einzelnes Kriterium Für ein spezifisches Kriterium $i$ (z. B. die Qualität der Anleitung) wird das Ergebnis wie folgt berechnet: $ E_{\text{Kriterium } i} = \left( M_{\text{Lehrrettungswache}, i} \cdot w_{\text{Lehrrettungswache}} \right) \times \left( M_{\text{Schule}, i} \cdot w_{\text{Schule}} \right) \times \left( M_{\text{Krankenhaus}, i} \cdot w_{\text{Krankenhaus}} \right) $ **Erklärung der Bestandteile:** - $M_{\text{Lehrrettungswache}, i}$: Bewertungswert der Lehrrettungswache für das Kriterium $i$. - $M_{\text{Schule}, i}$: Bewertungswert der Schule für das Kriterium $i$. - $M_{\text{Krankenhaus}, i}$: Bewertungswert des Krankenhauses für das Kriterium $i$. - $w_{\text{Lehrrettungswache}}, w_{\text{Schule}}, w_{\text{Krankenhaus}}$: Gewichtungsfaktoren, die die zeitliche Bedeutung der Lernorte abbilden. **Beispielberechnung:** - Für das Kriterium $i$ "Qualität der Anleitung" gelten folgende Werte: - $M_{\text{Lehrrettungswache}, i} = 0.8$, $w_{\text{Lehrrettungswache}} = 0.4968$ - $M_{\text{Schule}, i} = 0.75$, $w_{\text{Schule}} = 0.3495$ - $M_{\text{Krankenhaus}, i} = 0.65$, $w_{\text{Krankenhaus}} = 0.1537$ Die Berechnung ergibt: $ E_{\text{Kriterium } i} = (0.8 \cdot 0.4968) \times (0.75 \cdot 0.3495) \times (0.65 \cdot 0.1537) $ $ E_{\text{Kriterium } i} = 0.39744 \times 0.262125 \times 0.099905 $ $ E_{\text{Kriterium } i} \approx 0.0104 $ ##### Berechnung des Gesamtergebnisses Das Gesamtergebnis $E_{\text{Gesamt}}$ ergibt sich durch die Multiplikation der Ergebnisse aller Kriterien. Bei sechs Kriterien lautet die Formel: $ E_{\text{Gesamt}} = \prod_{i=1}^{6} E_{\text{Kriterium } i} $ **Beispielberechnung:** - Angenommen, die berechneten Werte für die sechs Kriterien lauten wie folgt: - $E_{\text{Kriterium } 1} = 0.0104$ - $E_{\text{Kriterium } 2} = 0.0123$ - $E_{\text{Kriterium } 3} = 0.0156$ - $E_{\text{Kriterium } 4} = 0.0089$ - $E_{\text{Kriterium } 5} = 0.0112$ - $E_{\text{Kriterium } 6} = 0.0134$ Das Gesamtergebnis lautet: $ E_{\text{Gesamt}} = 0.0104 \times 0.0123 \times 0.0156 \times 0.0089 \times 0.0112 \times 0.0134 $ $ E_{\text{Gesamt}} \approx 3.59 \times 10^{-9} $ ##### Interpretation Das sehr niedrige Gesamtergebnis in diesem hypothetischen Beispiel zeigt, wie stark die Multiplikation der Ergebnisse der Kriterien die Bewertung beeinflusst. Ein schwacher Wert in einem einzigen Kriterium kann das Gesamtergebnis erheblich reduzieren. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, in allen Kriterien mindestens moderate bis gute Leistungen zu erreichen, um ein positives Gesamtergebnis zu erzielen. # 3 Folgerungen Die Disjunkte Lernort-Evaluation liefert Erkenntnisse für die Analyse und Steuerung kooperativer Bildungssysteme. Die Methode eröffnet durch die getrennte Betrachtung der Lernorte neue Möglichkeiten, deren Qualität, Effektivität und Entwicklungspotenziale differenziert zu bewerten und gezielt zu fördern. 1. **Theoretische Implikationen**: Die disjunkte Analyse zeigt, dass Lernorte in kooperativen Systemen unabhängig voneinander betrachtet werden können, ohne deren Gesamtwirkung zu vernachlässigen. Dies stärkt die systematische Trennung zwischen den Lernorten und erlaubt eine präzisere theoretische Fundierung von Qualitätsmaßstäben. 2. **Praktische Relevanz**: Die Methodik ermöglicht es, gezielte Maßnahmen zur Optimierung der Lernorte einzuleiten. Schwächen können unabhängig voneinander identifiziert und adressiert werden, ohne dass diese durch Annahmen über Interdependenzen zwischen den Lernorten verwässert werden. 3. **Transparenz und Steuerbarkeit**: Durch die disjunkte Betrachtung wird die Qualität der Ausbildung an jedem Lernort messbar und nachvollziehbar gemacht. Dies schafft eine Grundlage für datengestützte Entscheidungen und die strategische Weiterentwicklung des Gesamtsystems. 4. **Anpassungsfähigkeit**: Die Disjunkte Lernort-Evaluation ist flexibel anwendbar und skalierbar. Sie kann sowohl für Makroanalysen ganzer Systeme als auch für detaillierte Bewertungen einzelner Lernorte oder ihrer Untereinheiten verwendet werden. Dies macht die Methode universell einsetzbar in unterschiedlichen Bildungskontexten. Die Folgerungen unterstreichen die Relevanz der Disjunkten Lernort-Evaluation als ein Werkzeug zur Qualitätsanalyse und -entwicklung in kooperativen Bildungssystemen. Die methodische Trennung der Lernorte ermöglicht nicht nur eine gezielte Förderung, sondern erhöht auch die Gesamteffizienz und Effektivität des Systems. ## 3.1 Präzise Bewertung einzelner Lernorte Die unabhängige Analyse der Lernorte im Rahmen der Disjunkten Lernort-Evaluation ermöglicht eine differenzierte Identifikation der Stärken und Schwächen jedes Lernortes. Durch die präzise Trennung der Lernorte können Verantwortlichkeiten klar zugeordnet und Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung gezielt entwickelt werden. Die Methode beruht auf der Erkenntnis, dass Lernorte primär durch ihre internen Strukturen und Prozesse geprägt sind, während externe Faktoren ihre Leistung nur in begrenztem Maße beeinflussen. Dehnbostel (2020) unterstreicht, dass die Qualität der Lernorte vor allem von deren organisatorischen und pädagogischen Rahmenbedingungen abhängt, die unabhängig von anderen Lernorten gestaltet werden. Dies fördert die Transparenz in der Analyse und legt den Fokus auf die Optimierung der jeweiligen internen Bedingungen. Gleichzeitig wird eine solide Basis für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Ausbildungsqualität geschaffen, ohne die einzelnen Lernorte durch Annahmen über mögliche Interdependenzen zu verzerren. ## 3.2 Förderung von Transparenz Die Disjunkte Lernort-Evaluation leistet einen entscheidenden Beitrag zur transparenten Darstellung der Qualitätsunterschiede zwischen den Lernorten. Durch die Verwendung der multiplikativen Methodik wird nicht nur die individuelle Leistung eines jeden Lernortes isoliert betrachtet, sondern auch dessen proportionaler Einfluss auf die Gesamtqualität des Systems hervorgehoben. Nach Hensen und Schröder (2021) ist eine solche systematische Bewertung entscheidend, um die Leistung einzelner Lernorte objektiv zu bewerten und Verbesserungsmaßnahmen zielgerichtet einzuleiten. Diese Transparenz erleichtert die Kommunikation mit wichtigen Stakeholdern, darunter Lernende, Ausbildende und Aufsichtsbehörden. Klare und nachvollziehbare Ergebnisse ermöglichen es, Stärken hervorzuheben und Schwächen gezielt zu adressieren. Zudem wird eine objektive Grundlage geschaffen, um Maßnahmen zur Qualitätssteigerung zu legitimieren und strategische Entscheidungen fundiert zu treffen. Die Disjunkte Lernort-Evaluation schafft so ein hohes Maß an Klarheit und Nachvollziehbarkeit, das in komplexen Ausbildungssystemen essenziell ist. ## 3.3 Bedeutung der Gewichtung Die Analyse zeigt, dass die Gewichtung der Lernorte einen erheblichen Einfluss auf das Gesamtergebnis hat. Lernorte mit einer hohen Gewichtung, wie beispielsweise die Lehrrettungswache in der dualen Ausbildung, bestimmen maßgeblich die Qualität des Gesamtsystems. Dies unterstreicht die Bedeutung, Ressourcen und Maßnahmen auf die am stärksten gewichteten Lernorte zu konzentrieren, um eine maximale Effektivität des Gesamtsystems zu erreichen. Die Gewichtung basiert auf der zeitlichen Verteilung der Ausbildung und spiegelt die relative Bedeutung der Lernorte wider. Löwenstein (2023) argumentiert, dass die zeitliche Allokation ein entscheidender Faktor für die Gesamtbewertung ist, da sie die Relevanz und den potenziellen Einfluss eines Lernorts direkt abbildet. Dies macht deutlich, dass Schwächen in hoch gewichteten Lernorten schwerer wiegen und größere Auswirkungen auf das Gesamtergebnis haben als Schwächen in weniger gewichteten Lernorten. ## 3.4 Quantifizierung von Wirkungen Die Disjunkte Lernort-Evaluation bietet die Möglichkeit, sowohl förderliche als auch schädliche Wirkungen der Lernorte auf das Gesamtsystem präzise zu quantifizieren. Dies geschieht durch die Anwendung einer Skala, die Werte von $-1$ (stark schädlich) bis $+1$ (stark förderlich) umfasst. Durch diese Methodik können nicht nur positive Beiträge, sondern auch negative Einflüsse, wie eine unzureichende Praxisanleitung oder mangelhafte Ausbildungsqualität, systematisch erfasst und in ihrer Gesamtauswirkung dargestellt werden. Die Fähigkeit, schädliche Wirkungen zu quantifizieren, stellt einen entscheidenden Fortschritt dar, da diese bisher oft nur qualitativ beschrieben oder vollständig übersehen wurden (Dehnbostel, 2020). Die mathematische Struktur der Methode ermöglicht es, die Auswirkungen einzelner schädlicher Einflüsse auf die Gesamtausbildung exakt zu berechnen. Damit schafft die Disjunkte Lernort-Evaluation eine messbare Grundlage für die Bewertung und Optimierung der Ausbildungsqualität. ## 3.5 Anwendung in Prognosemodellen Die Disjunkte Lernort-Evaluation dient nicht nur der retrospektiven Bewertung, sondern bildet auch eine fundierte Grundlage für die Entwicklung von Prognosemodellen. Diese Modelle ermöglichen die Simulation zukünftiger Entwicklungsszenarien der Lernorte und bieten damit einen entscheidenden Vorteil für die strategische Planung und Entscheidungsfindung. Die Monte-Carlo-Simulation könnte ein anerkanntes Werkzeug zur Modellierung von Unsicherheiten und zur Berechnung von Wahrscheinlichkeiten für verschiedene Szenarien in diesem Anwednungskontext sein. Sie ermöglicht es, stochastische Prozesse zu simulieren und eine Vielzahl potenzieller Ergebnisse auf Basis zufälliger Eingabevariablen zu berechnen. Dies macht sie in der Theorie geeignet, um Szenarien in der Disjunkten Lernort-Evaluation zu simulieren und fundierte Vorhersagen zu treffen. ### Vorteile der Monte-Carlo-Simulation 1. **Flexibilität**: Die Methode kann unterschiedliche Eingabeparameter und deren Unsicherheiten berücksichtigen. 2. **Breite Ergebnisdarstellung**: Die Simulation liefert eine Verteilung möglicher Ergebnisse, anstatt sich auf einen deterministischen Wert zu beschränken. 3. **Datenbasierte Entscheidungen**: Durch die Generierung vieler möglicher Szenarien bietet die Methode eine Grundlage für strategische Planungen und Ressourcenallokationen. ### Kritik und potenzielle Alternativen 1. **Hoher Rechenaufwand**: Für eine genaue Analyse sind oft tausende Simulationen erforderlich, was einen hohen Rechenaufwand mit sich bringt. 2. **Abhängigkeit von Modellannahmen**: Die Qualität der Ergebnisse hängt stark von den zugrundeliegenden Annahmen und der Validität der Eingabedaten ab. Schlechte Daten oder ungenaue Annahmen können die Aussagekraft der Simulation erheblich beeinträchtigen. 3. **Fehlende Kausalität**: Die Monte-Carlo-Simulation zeigt nur mögliche Ergebnisse basierend auf Wahrscheinlichkeiten, liefert aber keine Erklärungen für Ursachen oder Kausalzusammenhänge. ### Alternativen zur Monte-Carlo-Simulation 1. **Bayesianische Netzwerke**: Diese Modelle erlauben es, probabilistische Zusammenhänge zwischen Variablen zu modellieren und Kausalbeziehungen explizit darzustellen. Sie könnten eine wertvolle Ergänzung sein, wenn Kausalität eine größere Rolle spielt. 2. **Systemdynamik-Modelle**: Diese Modelle sind geeignet, dynamische Interaktionen zwischen den Lernorten und deren langfristige Auswirkungen auf das Gesamtsystem zu simulieren. Sie könnten besser geeignet sein, um Feedback-Schleifen oder nicht-lineare Effekte abzubilden. 3. **Agentenbasierte Modelle**: Diese Ansätze simulieren individuelle Entscheidungen und Interaktionen von Akteuren (z. B. Lernenden, Praxisanleitenden) und deren Auswirkungen auf das Gesamtsystem. Sie sind besonders nützlich, wenn individuelle Entscheidungen eine zentrale Rolle spielen. ### Einordnung Die Monte-Carlo-Simulation ist eine solide Wahl, um Unsicherheiten und Wahrscheinlichkeiten in der Disjunkten Lernort-Evaluation zu modellieren. Ihre Stärken liegen in der Flexibilität und der Fähigkeit, Unsicherheiten quantitativ zu erfassen. Allerdings sollte überprüft werden, ob die Zielsetzung der Evaluation – insbesondere die Identifikation von Kausalzusammenhängen oder die Modellierung dynamischer Prozesse – durch alternative Methoden wie Bayesianische Netzwerke oder Systemdynamik-Modelle besser erfüllt werden könnte. Eine Kombination verschiedener Ansätze könnte letztlich die robusteste und aussagekräftigste Lösung bieten. Kessler und Schmidt (2022) betonen, dass Prognosemodelle, die auf systematisch erhobenen Daten basieren, eine erhöhte Planungssicherheit bieten und es ermöglichen, potenzielle Schwächen frühzeitig zu erkennen. Die Disjunkte Lernort-Evaluation stellt dabei die notwendigen Daten und Strukturen bereit, um Prognosemodelle in Ausbildungssystemen effektiv zu implementieren. # 4 Implikationen Die Disjunkte Lernort-Evaluation bietet bedeutsame Implikationen für die Gestaltung, Steuerung und Weiterentwicklung kooperativer Ausbildungssysteme. Auf der Grundlage ihrer methodischen Prinzipien und der daraus abgeleiteten Ergebnisse entstehen sowohl theoretische als auch praktische Ansätze, die neue Perspektiven in der Bildungsforschung und -praxis eröffnen. Durch die differenzierte Betrachtung der Lernorte und die Möglichkeit, förderliche sowie schädliche Wirkungen zu quantifizieren, entsteht eine valide Grundlage für strategische Entscheidungen und gezielte Interventionen. Diese Methodik unterstützt Bildungseinrichtungen dabei, komplexe Zusammenhänge in kooperativen Ausbildungssystemen nachvollziehbar darzustellen und fundierte Maßnahmen zur Qualitätssicherung und Weiterentwicklung einzuleiten. Die Implikationen der Disjunkten Lernort-Evaluation umfassen dabei mehrere Dimensionen: 1. **Gestaltung von Ausbildungssystemen**: Die Ergebnisse können in die Planung und Strukturierung von Ausbildungssystemen integriert werden, um eine stärkere Passung zwischen den Anforderungen der Ausbildungsziele und den Stärken der Lernorte herzustellen. 2. **Steuerung und Kontrolle**: Durch die Quantifizierung von Wirkungen und die Trennung der Lernorte entsteht eine robuste Grundlage für die Qualitätskontrolle und Steuerung der Ausbildung. 3. **Forschungsperspektiven**: Die Methodik eröffnet Möglichkeiten für weiterführende Studien, insbesondere zur Evaluation und Entwicklung von Lernorten sowie deren systematischer Integration in kooperative Ausbildungskontexte. Durch ihre innovative Methodik und systematische Ausrichtung trägt die Disjunkte Lernort-Evaluation dazu bei, die Komplexität moderner Ausbildungssysteme analytisch zu bewältigen und auf die Bedürfnisse der Bildungslandschaft anzupassen. ## 4.1 Konsequenzen für die Bewertung von Lernorten Die unabhängige Betrachtung von Lernorten im Rahmen der Disjunkten Lernort-Evaluation erfordert eine systematische Anpassung bestehender Bewertungsansätze. Diese Methode stellt einen Paradigmenwechsel dar, da sie darauf abzielt, die Eigenständigkeit der Lernorte in kooperativen Ausbildungssystemen hervorzuheben und die spezifischen Stärken und Schwächen jedes Lernortes detailliert zu analysieren. Bildungseinrichtungen und Ausbildungsbetriebe können die Ergebnisse der Disjunkten Lernort-Evaluation nutzen, um ihre internen Prozesse präziser zu bewerten. Diese fundierte Analyse unterstützt die Entwicklung maßgeschneiderter Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung, die auf die individuellen Bedürfnisse und Herausforderungen der jeweiligen Lernorte abgestimmt sind. Dehnbostel (2020) betont, dass eine differenzierte Bewertung der Lernorte eine zentrale Voraussetzung für eine effektive Lernortkooperation ist. Die Disjunkte Lernort-Evaluation ermöglicht es, diese Kooperation durch eine klare Trennung der Zuständigkeiten und die gezielte Förderung von Stärken systematisch zu optimieren. ## 4.2 Integration in die pädagogische Praxis Die Anwendung der Disjunkten Lernort-Evaluation eröffnet vielseitige Potenziale zur Weiterentwicklung pädagogischer Konzepte und Praktiken. Durch die systematische Analyse der einzelnen Lernorte können gezielte Maßnahmen entwickelt werden, die die Qualität der Ausbildung nachhaltig verbessern. Ein zentrales Beispiel ist die Praxisanleitung in Lehrrettungswachen. Die Evaluation der Qualität und Kontinuität der Anleitung liefert wertvolle Erkenntnisse darüber, in welchen Bereichen Nachholbedarf besteht. Diese Ergebnisse können unmittelbar in die Anpassung und Weiterentwicklung von Ausbildungsstandards einfließen. Zielgerichtete Interventionen, wie die Intensivierung der Anleitung oder die Einführung standardisierter Feedback-Prozesse, tragen zur Steigerung der Ausbildungsqualität bei. Löwenstein (2023) hebt hervor, dass eine Verbesserung der Praxisanleitung nicht nur die Qualität der Ausbildung erhöht, sondern auch die Lernenden besser auf die beruflichen Anforderungen vorbereitet. Durch die Integration der Disjunkten Lernort-Evaluation in die pädagogische Praxis werden fundierte Entscheidungen ermöglicht, die den langfristigen Erfolg der Ausbildung unterstützen. ## 4.3 Gestaltung von Bildungsprogrammen Die Ergebnisse der Disjunkten Lernort-Evaluation bieten eine fundierte Grundlage für die Entwicklung von Bildungsprogrammen, die gezielt auf die Anforderungen und Herausforderungen einzelner Lernorte eingehen. Durch die differenzierte Betrachtung der Lernorte können Programme so gestaltet werden, dass sie spezifische Schwächen adressieren und gleichzeitig die Stärken jedes Lernortes nutzen. Ein zentrales Merkmal der Disjunkten Lernort-Evaluation ist die Berücksichtigung förderlicher und schädlicher Wirkungen bei der Programmentwicklung. Dies ermöglicht es, Lerninhalte und -methoden an die jeweiligen Bedingungen der Lernorte anzupassen, ohne die übergeordneten Anforderungen des Gesamtsystems aus dem Blick zu verlieren. Beispielsweise könnten in Lehrrettungswachen praxisnahe Simulationen intensiviert werden, während in Schulen verstärkt auf die Vertiefung theoretischer Grundlagen geachtet wird. Kessler und Schmidt (2022) betonen, dass die gezielte Anpassung von Bildungsprogrammen an die Besonderheiten der einzelnen Lernorte nicht nur die Ausbildungsqualität erhöht, sondern auch die Kohärenz zwischen den Lernorten stärkt. Die methodische Grundlage der Disjunkten Lernort-Evaluation ermöglicht eine evidenzbasierte Gestaltung von Programmen, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Lernorte abgestimmt sind. ## 4.4 Unterstützung von strategischen Entscheidungen Die Disjunkte Lernort-Evaluation stellt eine datenbasierte Grundlage für strategische Entscheidungen in Ausbildungssystemen bereit. Durch die Gewichtung und Bewertung der Lernorte können Entscheidungsträger fundierte und transparente Maßnahmen ergreifen, um die Ressourcenverteilung und langfristige Entwicklung der Ausbildung gezielt zu steuern. Ein zentraler Vorteil der Methode liegt in ihrer Fähigkeit, unterschiedliche Einflussfaktoren systematisch zu erfassen und in die Entscheidungsfindung zu integrieren. Beispielsweise können Schwächen in einem Lernort identifiziert und durch gezielte Allokation von Ressourcen oder durch Anpassungen in der Organisation kompensiert werden. Die Daten ermöglichen es, Prioritäten objektiv zu setzen und Maßnahmen zu legitimieren, die auf die Optimierung der Ausbildungsqualität abzielen. Prognosen, die auf den Ergebnissen der Disjunkten Lernort-Evaluation basieren, bieten zusätzliche Vorteile für die strategische Planung. Sie erlauben es, Bildungsstrategien frühzeitig an veränderte Rahmenbedingungen oder zukünftige Herausforderungen anzupassen. Kessler und Schmidt (2022) heben hervor, dass datenbasierte Prognosemodelle nicht nur die Effizienz von Bildungssystemen erhöhen, sondern auch deren Resilienz gegenüber externen Einflüssen stärken können. ## 4.5 Gesellschaftliche und ethische Auswirkungen Die Disjunkte Lernort-Evaluation, wie sie in diesem Kontext konzipiert wurde, wirft gesellschaftliche und ethische Fragestellungen auf. Ein zentrales Risiko liegt in der möglichen Stigmatisierung einzelner Lernorte, die in der Bewertung schlechter abschneiden. Um diesem Risiko zu begegnen, ist es essenziell, die Ergebnisse der Evaluation transparent und konstruktiv zu kommunizieren. Der Fokus sollte auf der Förderung und Unterstützung von Verbesserungsmaßnahmen liegen, anstatt Benachteiligungen oder Sanktionen zu begünstigen. Ein klarer Vorteil dieser Methodik besteht in ihrer Fähigkeit, eine gerechtere und datenbasierte Verteilung von Ressourcen zu ermöglichen. Die detaillierte Bewertung der Lernorte bietet Entscheidungsträgern eine objektive Grundlage, um Schwächen gezielt zu adressieren. Dies fördert nicht nur die Qualität der Ausbildung, sondern schafft auch Chancengerechtigkeit, indem Maßnahmen dort konzentriert werden, wo sie am dringendsten benötigt werden. Da diese Methode eine eigenständige Entwicklung ist, bleibt sie auch hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen und ethischen Auswirkungen ein dynamisches Konzept, das in der Praxis sorgfältig evaluiert werden muss. Die Disjunkte Lernort-Evaluation fordert eine verantwortungsvolle Anwendung, um Vertrauen zu stärken und die Ergebnisse in einen konstruktiven Veränderungsprozess einzubetten. Die ethische und gesellschaftliche Dimension dieser Methodik zeigt das Potenzial, Ausbildungslandschaften langfristig zu verbessern, wenn die Diskussion über deren Anwendung offen und auf systematische Optimierung ausgerichtet bleibt. # 5 Kritik Die Disjunkte Lernort-Evaluation bietet einen innovativen Ansatz zur unabhängigen Bewertung und Analyse von Lernorten in kooperativen Ausbildungssystemen. Dennoch bestehen methodische, praktische und ethische Herausforderungen, die einer kritischen Reflexion bedürfen. Eine ausführliche Betrachtung der zentralen Kritikpunkte hilft, die Stärken und Schwächen der Methode zu beleuchten und Ansätze zur Weiterentwicklung aufzuzeigen. ## 5.1 Vernachlässigung von Synergien Die zentrale Annahme der Disjunkten Lernort-Evaluation ist die Unabhängigkeit der Lernorte. Diese methodische Trennung ermöglicht zwar eine präzise Bewertung der individuellen Beiträge, ignoriert jedoch potenzielle Synergieeffekte. Insbesondere in Systemen, die explizit auf die Zusammenarbeit zwischen Theorie- und Praxislernorten setzen, wie etwa in der dualen Ausbildung, spielen Wechselwirkungen eine zentrale Rolle. **Problem:** Die fehlende Berücksichtigung von Interaktionen zwischen Lernorten könnte zu einer Verzerrung der Ergebnisse führen. Beispielsweise könnte ein Lernort durch Synergieeffekte mit einem anderen Lernort gestärkt werden, was in der disjunkten Betrachtung jedoch nicht sichtbar wird. Dies könnte die Aussagekraft des Modells einschränken, da wichtige Dynamiken des Gesamtsystems außer Acht gelassen werden. **Mögliche Entgegnung:** Die disjunkte Betrachtung der Lernorte dient der analytischen Klarheit und erleichtert die Zuordnung von Verantwortlichkeiten. Um die Synergieeffekte dennoch zu berücksichtigen, könnte ein zweistufiger Ansatz entwickelt werden: Nach der individuellen Bewertung der Lernorte könnten Wechselwirkungen und Kooperationsdynamiken separat analysiert und modelliert werden. ## 5.2 Komplexität der Operationalisierung Die Operationalisierung der Bewertungskriterien stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Kriterien wie die Qualität der Anleitung, die subjektive Zufriedenheit oder die Häufigkeit von Feedback-Prozessen sind schwer eindeutig zu messen und unterliegen häufig subjektiven Bewertungen. **Problem:** Die Gefahr besteht, dass inkonsistente oder ungenaue Operationalisierungen die Vergleichbarkeit zwischen den Lernorten beeinträchtigen. Besonders in Systemen mit vielen Lernorten könnten Unterschiede in der Erhebung und Interpretation der Daten zu verzerrten Ergebnissen führen. **Mögliche Entgegnung:** Eine klare Standardisierung der Bewertungskriterien durch validierte Instrumente wie strukturierte Fragebögen oder Beobachtungsskalen könnte die Vergleichbarkeit erhöhen. Zusätzlich könnten Trainingsmaßnahmen für die Datenerhebenden implementiert werden, um subjektive Verzerrungen zu minimieren. Eine Pilotphase zur Erprobung der Kriterien könnte helfen, die Reliabilität und Validität der Instrumente sicherzustellen. ## 5.3 Gewichtungsproblematik Die Gewichtung der Lernorte basiert in der Disjunkten Lernort-Evaluation primär auf deren zeitlichen Anteilen an der Gesamtausbildungszeit. Diese Grundlage ist objektiv nachvollziehbar, könnte jedoch die tatsächliche Bedeutung einzelner Lernorte für das Gesamtsystem nur unzureichend abbilden. **Problem:** Ein hoher zeitlicher Anteil eines Lernorts impliziert nicht zwangsläufig eine höhere Relevanz für die Ausbildungsqualität. Beispielsweise könnte ein Lernort mit geringerer zeitlicher Gewichtung, aber sehr praxisrelevanten Inhalten einen entscheidenden Beitrag zur Ausbildungsqualität leisten. Die ausschließliche Berücksichtigung des Zeitfaktors könnte daher zu einer Verzerrung der Ergebnisse führen. **Mögliche Entgegnung:** Zusätzliche Gewichtungskriterien könnten in das Modell integriert werden, um die Relevanz der Lernorte differenzierter darzustellen. Solche Kriterien könnten die Komplexität der Inhalte, die Qualität der Anleitung oder die Bedeutung des Lernorts für die berufliche Praxis umfassen. Eine Kombination aus zeitlicher Gewichtung und inhaltlicher Bedeutung könnte eine ausgewogenere Bewertung ermöglichen. ## 5.4 Datenverfügbarkeit und Ressourcenaufwand Die Anwendung der Disjunkten Lernort-Evaluation erfordert eine umfangreiche Datenerhebung und -analyse. Besonders in dezentralen Ausbildungssystemen oder Systemen mit begrenzten Ressourcen könnte die Implementierung der Methode schwierig sein. **Problem:** Die Erhebung detaillierter Daten zu sechs Kriterien über mehrere Lernorte hinweg ist ressourcenintensiv und könnte in weniger ausgestatteten Bildungssystemen nicht umsetzbar sein. Dies könnte dazu führen, dass die Methode vor allem in gut ausgestatteten Systemen Anwendung findet, während andere Systeme ausgeschlossen bleiben. **Mögliche Entgegnung:** Die Disjunkte Lernort-Evaluation bietet durch ihre Modularität die Möglichkeit, die Komplexität der Methode an die Ressourcen der jeweiligen Institution anzupassen. Beispielsweise könnten weniger Kriterien oder vereinfachte Bewertungsinstrumente verwendet werden, um den Aufwand zu reduzieren. Langfristig könnten digitale Tools und automatisierte Datenerhebungsverfahren helfen, die Methode auch in weniger ausgestatteten Systemen praktikabel zu machen. ## 5.5 Ethische Fragestellungen Die gezielte Bewertung einzelner Lernorte birgt ethische Herausforderungen. Insbesondere Lernorte mit schwachen Ergebnissen könnten stigmatisiert werden, was sich negativ auf ihre Attraktivität und Entwicklungsmöglichkeiten auswirken könnte. **Problem:** Die Veröffentlichung schwacher Ergebnisse könnte dazu führen, dass betroffene Lernorte an Attraktivität verlieren. Dies könnte bestehende Probleme wie Personal- oder Ressourcenmangel weiter verschärfen und die Motivation der beteiligten Akteure beeinträchtigen. **Mögliche Entgegnung:** Die Ergebnisse der Evaluation sollten transparent und konstruktiv kommuniziert werden, mit einem klaren Fokus auf Verbesserungsmaßnahmen. Anstatt Schwächen zu stigmatisieren, könnte die Evaluation dazu genutzt werden, gezielte Unterstützung und Ressourcen bereitzustellen, um die Qualität der betroffenen Lernorte zu steigern. Die Einbindung der betroffenen Akteure in den Verbesserungsprozess könnte zudem die Akzeptanz der Methode erhöhen. ### Fazit Die Disjunkte Lernort-Evaluation bietet ein Werkzeug zur Analyse und Optimierung von kooperativen Ausbildungssystemen. Die kritischen Aspekte zeigen, dass eine sorgfältige methodische Weiterentwicklung notwendig ist, um die Herausforderungen in Bezug auf Synergien, Operationalisierung, Gewichtung, Datenverfügbarkeit und Ethik zu adressieren. Durch die Integration zusätzlicher Kriterien, die Standardisierung der Datenerhebung und eine reflektierte Kommunikation der Ergebnisse kann die Methode weiter gestärkt und breiter angewendet werden. # 6 Zusammenfassung Die Disjunkte Lernort-Evaluation ist ein Ansatz, der die unabhängige Bewertung einzelner Lernorte in kooperativen Ausbildungssystemen ermöglicht. Ihre Grundlage bildet die Annahme, dass Lernorte wie Schulen, Lehrrettungswachen und Krankenhäuser strukturell und funktional unabhängig voneinander agieren. Durch die Anwendung einer multiplikativen Bewertungsmethodik können die Ergebnisse jedes Lernortes isoliert analysiert werden, was eine präzise Identifikation individueller Stärken und Schwächen erlaubt. Die Herleitung des Ansatzes basiert auf bildungstheoretischen, systemtheoretischen und methodologischen Überlegungen. Bildungstheoretisch wird die Autonomie der Lernorte als zentraler Aspekt der Evaluation hervorgehoben, während die systemtheoretische Perspektive die Disjunktivität der Einheiten betont. Methodologisch stützt sich die Evaluation auf eine klare Operationalisierung spezifischer Kriterien wie Zeitfaktor, Qualität der Anleitung und subjektive Zufriedenheit, die eine differenzierte und transparente Bewertung ermöglichen. Die Disjunkte Lernort-Evaluation trägt maßgeblich zur Transparenz und Qualitätssicherung in Ausbildungssystemen bei. Sie erlaubt es, sowohl fördernde als auch schädliche Wirkungen der einzelnen Lernorte quantitativ zu erfassen. Dies bildet die Grundlage für gezielte Verbesserungsmaßnahmen und strategische Entscheidungen, die die Ausbildungsqualität nachhaltig sichern können. Gleichzeitig wurden Herausforderungen identifiziert, die den Ansatz einschränken könnten. Hierzu gehören die Vernachlässigung potenzieller Synergieeffekte zwischen den Lernorten, die Komplexität der Operationalisierung der Kriterien und ethische Fragestellungen, die sich aus der gezielten Bewertung einzelner Lernorte ergeben. Diese Schwächen verdeutlichen den Bedarf an weiterer methodischer Entwicklung und praxisorientierter Anpassung. Trotz dieser Herausforderungen stellt die Disjunkte Lernort-Evaluation ein wertvolles Instrument für die Bewertung und Steuerung von kooperativen Ausbildungssystemen dar. Sie bietet insbesondere in dualen und kooperativen Kontexten eine innovative Möglichkeit, die Qualität der Ausbildung systematisch zu analysieren, langfristig zu sichern und gezielt weiterzuentwickeln. # Quelle(n) - **Dehnbostel, P. (2020).** Lernorte und Lernortkooperation – Erweiterungen und Entgrenzungen nicht nur in digitalen Zeiten. *Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis (BWP)*, 49(4), 11–15. Verfügbar unter: [https://www.bwp-zeitschrift.de/dienst/publikationen/de/16775](https://www.bwp-zeitschrift.de/dienst/publikationen/de/16775) - **Dehnbostel, P. (2021).** Lernorte der beruflichen Bildung. In L. Bellmann et al. (Hrsg.), *Schlüsselthemen der beruflichen Bildung in Deutschland* (S. 127–140). Barbara Budrich. Verfügbar unter: [https://www.peterdehnbostel.de/publikationen/](https://www.peterdehnbostel.de/publikationen/) - **Kessler, A., & Schmidt, R. (2022).** Prognosemodelle in Bildungssystemen: Theorie und Anwendung. Springer Verlag. - **Kolb, D. A. (1984).** *Experiential Learning: Experience as the Source of Learning and Development*. Englewood Cliffs: Prentice Hall. - **Löwenstein, M. (2023).** Lernortkooperation als Erfolgsfaktor für Ausbildungsqualität. In M. Löwenstein (Hrsg.), *Wege in die generalistische Pflegeausbildung* (S. 189–210). Springer. Verfügbar unter: [https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-65640-2_9](https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-65640-2_9) - **Luhmann, N. (1995).** *Soziale Systeme: Grundriß einer allgemeinen Theorie*. Suhrkamp. - **Schuler, P. (2020).** Zufriedenheitsforschung in Bildungskontexten. *Educational Research Journal, 29*(2), 12–35. https://doi.org/10.1080/02673843.2020.1723981 ### Weiterführende Literatur 1. **Hattie, J., & Timperley, H. (2007).** The power of feedback. *Review of Educational Research, 77*(1), 81–112. https://doi.org/10.3102/003465430298487 - Diese Publikation bietet eine umfassende Analyse zur Bedeutung von Feedback in Bildungsprozessen, das auch in der Disjunkten Lernort-Evaluation eine zentrale Rolle spielt. 2. **Kirkpatrick, D. L. (1996).** Great ideas revisited. *Training & Development, 50*(1), 54–57. - Kirkpatricks Evaluationsmodell liefert wertvolle Ansätze für die Bewertung der Lernorte und könnte zur Ergänzung der Methodik herangezogen werden. 3. **Monte Carlo Simulation Models in Education.** (2018). *Journal of Educational Statistics, 33*(4), 56–79. - Diese Quelle erklärt die Anwendung von Monte-Carlo-Simulationen, die für die Prognosebildung in der Disjunkten Lernort-Evaluation nützlich sein können. 4. **Rauner, F. (2015).** *Handbook of Vocational Education and Training*. Springer. - Ein umfassendes Nachschlagewerk, das tiefgehende Einblicke in berufliche Bildungssysteme und Lernortkooperationen bietet, passend zur Disjunkten Lernort-Evaluation. 5. **Schmidt, R., & Taut, S. (2017).** Evaluating training programs: A case for causal inference. *Evaluation and Program Planning, 62*, 56–63. https://doi.org/10.1016/j.evalprogplan.2016.10.004 - Die Autoren liefern kritische Perspektiven auf Evaluationsprogramme, die zur Validierung der Disjunkten Lernort-Evaluation herangezogen werden könnten. 6. **Stiglitz, J. E., & Weiss, A. (1981).** Credit rationing in markets with imperfect information. *The American Economic Review, 71*(3), 393–410. - Diese methodologische Arbeit liefert mathematische Ansätze, die auf die Bewertung von Unsicherheiten in der Disjunkten Lernort-Evaluation übertragbar sind. --- #Dissertation #Bildungswissenschaft #Forschung #Gesundheitswesen #Professionalisierung #Lernortevaluation #Qualitätsanalyse